Işıl Karataş

Universität Wien

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Alexa Färber & Işıl Karataş: Installative Archive – Zum Potenzial temporärer Praktiken der Veröffentlichung
 
Die künstlerische Bearbeitung von Archiven befasst sich (auch) mit der Entdeckung, Aufdeckung und Problematisierung privater oder staatlicher Archive. Sie reicht von der Bearbeitung einzelner Archivalien bis hin zur Analyse archivalischer Arbeitsweisen. In den meisten Fällen werden dabei Dinge für die Dauer einer Ausstellung öffentlich gemacht, die vorher spezifischen Zugangsregeln unterlagen. Von dieser temporären, meist räumlich eingreifenden Grenzverschiebung zeugen im Anschluss alle möglichen, zeitspezifischen Medien der Repräsentation (ob Fotografie, Fotobuch, Film oder Vortrag). Mit dem Begriff „installative Archive“ bezeichnen wir eben jene temporären Raumkompositionen von Künstler:innen und Forscher:innen, die mit den Potenzialen von Archiven arbeiten. Installative Archive problematisieren sowohl Archivalien als auch archivalische Praktiken, indem sie temporäre Räume der Veröffentlichung schaffen.
Vor diesem Hintergrund möchten wir über ein Projekt reflektieren, an dem wir als Mitglieder des Kollektivs Penser l’urbain par l’image (PUI) beteiligt waren. Das Projekt „Re-prises: Bringing a 30-year visual archive to life with the help of its photographers“ (Carcassonne 2018) hat das Archiv einer Fotoschule für die Dauer einer Woche ausgewertet, kategorisiert, gedruckt, gefilmt, ausgestellt, projiziert, diskutiert und wieder abgebaut. Welche emanzipativen Effekte können sich aus einer solchen multimedialen und temporären Veröffentlichung von Materialien der Erinnerung ergeben?

Işıl Karataş ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin (Prädoc) am Institut für Europäische Ethnologie der Universität Wien, leitet mit Alexa Färber die transdisziplinäre Arbeitsgruppe Studio Audio Visual Research und ist Mitglied des Forschungsnetzwerks Penser l'urbain par l'image“ (PUI). Sie hat den trinationalen Masterstudiengang „European Film and Media Studies“ (École Normale Supérieure de Lyon/Universität Utrecht/Bauhaus-Universität Weimar) abgeschlossen. In ihrer Dissertation untersucht sie mit den Mitteln der multisensorischen Ethnographie das Phänomen der „Artist-run Film Labs“, um die komplexen Beziehungen zwischen menschlichen (Filmemacher:in) und nicht-menschlichen (Technologie) Akteur:innen in einem sich schnell verändernden Medienumfeld zu verstehen. Karataş ist selbst (Multi-)Media-Macherin und experimentiert mit verschiedenen audio-visuellen Formen und Formaten.