Die Kunst entzieht sich der Überprüfbarkeit von wahr oder unwahr – und das ist ihr großes Potential. Sie entwirft Gegenwelten zur Realität und ist am Erkenntnisgewinn interessiert, nicht am Wahrheitsgehalt eines Abbilds von Wirklichkeit. Die Fotografie als künstlerisches Medium ist längst an dem Punkt angelangt, an dem sie sich von ihrer Abbildfunktion befreit hat. In der Ausstellung DIE GANZE WAHRHEIT spielt die Fotografie vor diesem Hintergrund eine wichtige Rolle. So zeigen die Arbeiten aus der Serie body fallacy von Louisa Clement intime Portraits von künstlichen Frauenkörpern, die in extremer Nahsicht fotografiert sind und ein unsicheres Gefühl, schwankend zwischen Sinnlichkeit und Kälte vermitteln. Einen völlig anderen Ansatz hat Sophia Süßmilch in ihren Arbeiten: Sie arbeitet performativ mit ihrem Körper und kreiert – trotz minutiöser Inszenierung – eine immense Unmittelbarkeit und Intimität.