Anna Orłowska (*1986 in Opole / Polen) lebt und arbeitet in Warschau. Orłowska begann ihre künstlerische Ausbildung an der Akademie der Bildenden Künste in Poznań und setzte ihr Studium an der Nationalen Filmschule in Łódź in Polen fort. Gleichzeitig studierte sie am Institut für kreative Fotografie in Opava, Tschechische Republik.
Ein Tanzarchiv unternimmt große Anstrengungen, um Bewegung zu dokumentieren, aufzuschreiben und zu bewahren – wenn auch diese im Dokument bewegungslos verharrt. Die Bewegung scheint im Archiv, auf Papier, in Artefakten und anderen Medien „gefangen“, bleibt dabei jedoch der höchste Wert und Bezugspunkt. Bewegung, insbesondere die leichte und aufsteigende, ist Ausdruck von Fortschritt, Schönheit und Kraft – wie im Tanz so im Leben. Anna Orłowska reflektiert mit ihrem Blick auf ein Archiv des Tanzes auch die omnipräsente gesellschaftliche Forderung nach Anpassung und ständiger Beweglichkeit – eine Forderung, die Stille, Stillstand und Bewegungslosigkeit als eine schamvolle Schwachstelle verbannt. Der in der Fotografie posierte Körper erzeugt allenfalls noch die Illusion von Bewegung. Wenn wir den Menschen auslöschen, bleiben in der Regel zwei Elemente in der Fotografie ungestört: der Stoff des Kostüms, der in einem Vakuum menschlicher Intention schwebt, und der (ebenfalls textile) Hintergrund oder der Raum (Bühne, Studio, Pleinair). In der Abwesenheit von Körpern werden wir uns des Gewichts und der Festigkeit der Stille in dunklen, leeren Szenen bewusst. Stufen, Vorhänge und Wände treten in den Vordergrund. Masken hängen in einer Leere. Kostüme werden so schwer wie die Gewänder von Marmorskulpturen. Leere Bühnen, Proberäume, Akademiekorridore. Theken, Requisiten, szenografische Elemente. Diese erstarrte Materie - eine Ensemblebesetzung, die den vom Fotografen fixierten Körper des Tänzers begleitet - ist das Material geworden, aus dem die Künstlerin ihre Bilder und Objekte zusammensetzt.
Anna Orłowska / Deutsches Tanzarchiv Köln "Ein Teil des Teils" Tanzmuseum des Deutschen Tanzarchivs Köln 21. Mai 2021 – 20. Februar 2022* *Anna Orłowskas Präsentation ist Teil der Ausstellung „INSZENIERUNG | INSPIRATION. Tanz und Fotografie“