Yasmine Eid-Sabbagh

From Vies possibles et imaginaires, © by Yasmine Eid-Sabbagh and Rozenn Quéré, 2012.

Yasmine Eid-Sabbagh, Aufbewahrungsbox, Zwischenlager Fotografisches Archiv, RJM 2021 © Rozenn Quéré und Caro Bräuer

© Yasmine Eid-Sabbagh, Verso, Fotografische Sammlung, Rautenstrauch-Joest-Museum, Inv. Nr. 10704

Yasmine Eid-Sabbagh, Aufbewahrungsbox, Zwischenlager Fotografisches Archiv, RJM 2021 © Rozenn Quéré und Caro Bräuer

Yasmine Eid-Sabbagh, Aufbewahrungsbox, Zwischenlager Fotografisches Archiv, RJM 2021 © Rozenn Quéré und Caro Bräuer

Yasmine Eid-Sabbagh studierte Geschichte, Fotografie und visuelle Anthropologie in Paris. 2018 promovierte sie am Institut für Kunsttheorie und Kulturwissenschaften der Akademie der bildenden Künste in Wien. Seit 2008 ist sie Mitglied der Arab Image Foundation.

Yasmine Eid-Sabbagh ist eingeladene AMA-Künstlerin am Rautenstrauch-Joest-Museum. Die Künstlerin stellte bei ihrem Aufenthalt in Köln und ihrem Besuch im Depot, in dem das Archiv nach seiner Digitalisierung konservatorisch verpackt gelagert wird, diverse Fragen an dieses. Besonders relevant ist für sie die Frage nach der Bedeutung des Archivs in diesem aktuellen Zustand und dem damit verbundenen Fernhalten des Blickes. Sie reflektiert in Ihrer Sound Installation nicht nur die Materialität des und den Zugang zum Archiv, sondern auch die Konditionen des Zeigens!

Die Sound Installation vermittelt Umgangsmöglichkeiten mit dem Archiv – zeigt aber bewusst keine Fotografien, sondern setzt sich mit dem ethnographisch und kolonialrassistischen Kontext seiner Entstehung, der Art seiner Aufbewahrung und seiner zukünftigen Zugänglichkeit auseinander. 
Die von der Künstlerin initiierte kollektive Arbeit verhandelt Fragen zum Eigentum des Archivs, der Zugänglichkeit und des Umgangs mit sensiblen und gewaltvollen Bildern sowie mit den gesamten Beständen. Dabei ist die Suche nach Mitsprache in der Debatte um das visuelle koloniale Erbe das zentrale Anliegen. Durch eine erste gemeinsame Geste wird versucht, verschiedene mögliche Antworten zu skizzieren. Differenzierte, teilweise gegensätzliche und sogar paradoxe Positionen bestehen gemeinsam fort, so wie das auch im Gedankenexperiment von Schrödingers Katze der Fall ist.

Der Titel Rautenstrauch-Joests Katze ist dabei angelehnt an das berühmte Gedankenexperiment des Physikers Erwin Schrödinger (1887–1961). Der Physiker veranschaulicht anhand einer Katze in einer Box, dass es in der Quantenmechanik theoretisch Zwischenstadien gibt, in denen Teilchen gleichzeitig in zwei Zuständen sein können, die sich eigentlich gegenseitig ausschließen. In Eid-Sabbaghs Sound Installation verhindert der Blick auf die geschlossenen Boxen, dass sich die Fotos analog zur Katze für die Betrachter*innen „materialisieren“. Das Archiv wird über hörbare Interpretationen zugänglich gemacht. Die Besucher*innen werden eingeladen, sich gedanklich mit den Fotografien auseinanderzusetzen.

Yasmine Eid-Sabbagh / Rautenstrauch-Joest-Museum 
"Rautenstrauch-Joests Katze. Das Kratzen an der Black Box kolonialer Fotografien"
Rautenstrauch-Joest-Museum 
21. Mai – 07. November 2021

Starting Point

2020
Hans Helfritz, Rautenstrauch-Joest Museum – Kulturen der Welt, Fotografische Sammlung, Inv. Nr. RJHH001.05_006.

»